Experteninterview: 5 Fragen an Iris von Hausen
Digitalisierte Verwaltungsprozesse erleichtern die interne Organisation von Behörden und können beispielsweise die Bearbeitung von Anträgen beschleunigen. Um Prozesse in der öffentlichen Verwaltung so zu digitalisieren, dass sowohl die Mitarbeitenden in den Behörden als auch externe Nutzende langfristig zufrieden sind, bietet sich oft die individuelle Softwareentwicklung an. Warum das so ist und wie Individualentwicklungen ebenso schnell wie hochwertig umgesetzt werden können, das verrät Iris von Hausen, Head of Business Unit eGovernment bei der EITCO, im nachstehenden Interview:
#1 Inwieweit kann die individuelle Softwareentwicklung dazu beitragen, die Prozesse von Behörden zu optimieren?
Die individuelle Softwareentwicklung kann dazu beitragen, die Prozesse von Behörden zu optimieren, indem sie maßgeschneiderte Lösungen für fachspezifische Aufgaben und Arbeitsprozesse anbietet. Gegenüber am Markt verfügbaren Standardlösungen haben Individualentwicklungen den Vorteil, dass sie von Anfang an speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Behörden zugeschnitten sind.
#2 Welche Vorteile hat individuelle Softwareentwicklung für Behörden?
Insgesamt kann die individuelle Softwareentwicklung dazu beitragen, die Effizienz und Effektivität der Prozesse von Behörden zu verbessern und so letztendlich auch die Qualität der Dienstleistungen zu erhöhen. Neben dem Vorteil der Passgenauigkeit ist ein wichtiger Vorteil die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Software. Individuell entwickelte Lösungen können jederzeit weiterentwickelt und angepasst werden, sollten sich einmal die Anforderungen verändern. Im Unterschied zu Standardlösungen gibt es hierbei keine Abhängigkeit von einer bestimmten Plattform beziehungsweise von einem bestimmten Hersteller.
#3 Welche Kosten entstehen bei der individuellen Softwareentwicklung für Behörden?
Die Kosten für individuelle Softwareentwicklungen sind von unterschiedlichen Faktoren abhängig, maßgeblich von der Komplexität der Anforderungen und den sich daraus ergebenden einzusetzenden Komponenten und Technologien. Allerdings haben wir bei der EITCO Möglichkeiten gefunden, um unnötig hohe Kosten zu vermeiden. Die Entwicklerteams bei der EITCO arbeiten in der Individualentwicklung mit selbst-entwickelten Softwarebausteinen – den sogenannten EITCO-Commons. Diese lassen sich flexibel an individuelle Kundenwünsche anpassen. Sie beschleunigen die Entwicklung von ersten Prototypen maßgeblich und bieten eine wiederverwendbare Basis für die Umsetzung von individuellen Lösungen.
#4 Wie unterscheiden sich die EITCO-Commons von Low-Code-Entwicklungen?
Low-Code-Entwicklungen werden auf der Grundlage einer Low-Code-Plattform durchgeführt. Hierbei werden die Funktionalitäten der Plattform genutzt, um mit wenig Programmierung IT-Lösungen zu erstellen. Die EITCO-Commons sind Softwarebausteine auf Basis von Open-Source-Technologien, um bereits vorgefertigte Komponenten in individuelle Lösungen integrieren zu können. Dazu ist Softwareentwicklungs-Knowhow notwendig. Darüber hinaus besteht bei den Low-Code-Entwicklungen die Abhängigkeit von der entsprechenden Low-Code-Plattform. Funktionalitäten, welche die Low-Code-Plattform nicht anbietet, müssen zusätzlich programmiert werden. Bei Individualentwicklungen mit den EITCO-Commons dagegen ist eine hohe Flexibilität zur Abbildung der Anforderungen gegeben. Das ist insbesondere in fachspezifischen Anwendungsfällen, wie es sie oft in der öffentlichen Verwaltung gibt, ein großer Vorteil.
#5 Wie ist der Ablauf von Individualentwicklungs-Projekten bei der EITCO?
Am Anfang eines jeden Individualentwicklungs-Projekts steht die Anforderungsanalyse und damit das Verstehen der abzubildenden Fachlichkeit. Diese erfolgt in Workshops und in direkter Kommunikation mit unseren Kundinnen und Kunden. Sind die Anforderungen klar, folgt die Konzeptionsphase. Als Softwareentwicklungsverfahren bevorzugen wir bei der EITCO die agile Softwareentwicklung. Diese hat den großen Vorteil, dass den Kunden in regelmäßigen Abständen die aktuellen Softwarestände präsentiert werden. Auf diese Weise können sich geänderte oder nicht korrekt umgesetzte Anforderungen schnell angepasst werden.
Die Einführung einer neuen IT-Lösung ist häufig nicht nur ein Softwareentwicklungs-, sondern auch ein Organisationsprojekt. Daher ist die Planung ebenso wie das „Mitnehmen“ aller Beteiligten und Nutzenden ein wichtiger Faktor. Um die Akzeptanz bei den von EITCO umgesetzten Lösungen von Beginn an sicherstellen zu können, hat sich die Durchführung von Schulungen bewährt. Darüber hinaus zeigt unsere Erfahrung, dass auch der Einsatz von E-Learning-Komponenten einen großen Mehrwert bringen kann.